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#9 Yosemite und Sequoia Nationalpark: Wie leicht wir die Zeit vergessen können

Abschalten, runterfahren, zu sich kommen - das funktioniert immer gut in der Natur! Darum versuchen wir auch so oft wie möglich aus der großen Stadt LA rauszukommen. Zuletzt hat uns dieses Bestreben in den Yosemite und den Sequoia Nationalpark gebracht.

Yosemite Nationalpark – Wo die Bären zuhause sind
Gut fünf Stunden nördlich von LA liegt der Yosemite National Park. Freunde waren, wie schon gesagt, zu Besuch und gemeinsam mit ihnen verbrachten wir zwei Nächte auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde.
Das vorgezogene Resümé lautet “If you have the chance: Go and enjoy that place.”

 

In unserem Fall fuhren wir Richtung Norden über den Freeway 405 und dann weiter auf der „5“. Also durch das „Valley“ wie es die LAer nennen (San Fernando Valley) und dann über die Berge, ja richtig, Berge LAs, Richtung Santa Clarita, daran vorbei und wenn es runter geht aus der Bergwelt heraus zeigt sich ein klassischer Blick, schön würden wir sagen! Den Weg runter in die Ebene sieht man fast endlos weit den Highway vor sich liegend, der am Horizont den Himmel berührt.

 

             
Während die Fahrt durch die Hügel einiges an Abwechslung bringt, geht es dann in der Ebene geradeaus Richtung Yosemite Nationalpark eher eintönig weiter. Dabei kommt man an zwei größeren Städten vorbei, zuerst Bakersfield, eine Stadt die, so hat man uns erzählt, von der Landwirtschaft lebt. Und dann … Fresno. Der Highway ist flankiert von Industrie und klassischen Ölpumpen, etwas trostlos. Auf dem Weg dorthin liegt der Sequoia Nationalpark immer am Horizont, wenn man auf der Beifahrerseite raussieht. Bei Fresno verlässt man dann den Highway und kommt auf eine schöne Straße, die in Richtung Yosemite Nationalpark führt. Wieder in eine Hügellandschaft hinein, es wird grün und felsig, könnte man kurz meinen, man befindet sich in Schottland. Die letzte Stadt vor unserem Urlaubsort hieß Oakhurst, eine kleine Stadt mit einem feinen Restaurant (South Gate Brewering Company, gutes Bier Nummer 1). 

Auf der Zielgeraden Richtung Yosemite.
Auf der Zielgeraden Richtung Yosemite.
Die "schottische" Landschaft.
Die "schottische" Landschaft.

North Wawona und sein Pine Wald

Doch nichts gegen unsere Unterkunft und den Ort, in dem wir zwei Nächte sein durften. Die Dämmerung war schon angebrochen, aber dadurch kam der Charme des Ortes (North Wawona) nur noch mehr zur Geltung. Dieser Ort ist mitten in einem Pine-Wald und so sind eben alle Häuser zwischen diesen Bäumen gebaut. Auch die Straßen schlängeln sich zwischen den Bäumen durch. Dort sagen sich Fuchs und Hase gute Nacht. Und die Unterkunft? Eine Hütte, aber bitte mit amerikanischem Standard. Eine riesen Terrasse und betritt man die Hütte ist alles mit Teppichen ausgelegt. Große Couch, Küche mit allem Drum und Dran und voll ausgestattet. Es gäbe einen Kamin zum Anheizen, aber es gibt auch eine Heizung basierend auf Gas. Zwei Schlafzimmer, die sind gerade groß genug für die Betten und ein Bad. Also wurde auf der Terrasse gefrühstückt. Und da wird einem auch der Geräuschpegel in einer Stadt wie LA klar, denn in diesem verschlafenen Nest hört man nichts. Dort ist nur Stille. Eine angenehme Abwechslung. 

Unsere Hütte im Wald...
Unsere Hütte im Wald...
...mit riesen Terrasse.
...mit riesen Terrasse.

Yosemite Valley und Ausblick

Am ersten Tag fuhren wir in das Yosemite Valley. Da wir Ende April dort waren, war die Hauptstraße, die von West nach Ost führt, so wie einige kleine Nebenstraßen wegen Schnees bzw. des Schmelzwassers noch geschlossen. Also waren wir „nur“ auf der Westseite des Parks, konnten aber das Valley gut erreichen. Auf dem Weg dorthin sind wir an einer Stelle stehen geblieben, die einen sehr schönen Blick auf Wasserfälle, Täler und Granitwände bietet. Wir genossen die Gemütlichkeit auf den Granitplatten. Nach einiger Zeit machten wir uns dann weiter auf den Weg in das Yosemite Valley. Das funktionierte dann so: Finde einen Parkplatz und bleib stehen. Nicht so einfach, wenn das ganze Valley voll mit BesucherInnen ist. Wir fuhren also zweimal im Kreis bis wir einen Platz hatten. Erst dann sahen wir, dass es natürlich auch einen Wanderweg gibt. Naja. Wir blieben also in der Nähe des El Capitan stehen. Dem größten Granit-Monolithen der Welt, beliebt bei Kletterern und auch Basejumpern. Erstere haben wir gesehen, letztere nicht. Wir wanderten dann auch noch in der Nähe dieses einsamen Riesens und sahen noch einige Sehenswürdigkeiten im Valley von der Ferne. Yosemite Valley bzw. der Park an sich hat einiges an schönen Plätzen zu bieten. Diese zu finden ist wohl nicht so einfach und zwei Nächte sind sicher zu wenig Zeit dafür

Musste sein...
Musste sein...
...und das auch. Man beachte den Wasserfall!
...und das auch. Man beachte den Wasserfall!
Bei den Schuhen braucht es Kletterhilfe.
Bei den Schuhen braucht es Kletterhilfe.

Chilnualna Falls

Aber halt! Wir waren doch erst eine Nacht hier. Richtig. Am letzten Tag haben wir uns dafür entschieden einem Tipp, den wir am Tag zuvor bekommen hatten, zu folgen. In North Wawona gibt es eben auch Wasserfälle zu sehen, die nicht allzu weit von unserer Hütte entfernt liegen. Chilnualna Falls. Also noch weiter in den Wald, den wir eigentlich nicht mehr verlassen wollten. Und ganz ehrlich, die Sehenswürdigkeiten sind definitiv im Yosemite Valley zu finden, aber die Ruhe und Schönheit der Landschaft konnten wir auch während der Wanderung entlang des Chilnualna Creek kennen und lieben lernen.

 

 

Die Hütte, die wir gemietet hatten, könnte man auch kaufen bzw. als Langzeitmieter nutzen. Das wäre eine schöne Option, die wir leider nicht wahrnehmen können. Solltet ihr einmal die Möglichkeit haben in der Nähe des Yosemite National Parks zu bleiben, das so unscheinbare Dorf (North) Wawona ist es wert. 

Da wartest du nur noch auf den Bären, der in den Fluss springt.
Da wartest du nur noch auf den Bären, der in den Fluss springt.
Die Ausläufe der Chilnualna Falls.
Die Ausläufe der Chilnualna Falls.
Die Chilnualna Falls.
Die Chilnualna Falls.

Weiter ging es dann Ende Mai in den Sequoia Nationalpark. Wieder mit einer lieben Freundin und wieder mit viel Vorfreude und prickelndem Gefühl im Bauch, gespannt auf das, was es dort zu entdecken gibt. 

Land of the giants: Sequoia Nationalpark

Das Land der Giants hat uns voll und ganz in seinen Bann gezogen. Umgeben von den größten Lebewesen dieser Erde und dem Wissen, dass diese nach Schätzungen bis zu 3200 Jahre alt werden können, kommt einem der Rest der Welt relativ klein und unwichtig vor. Diese Bäume sind so gigantisch und alles einnehmend, dass man jegliches Geschehen darum herum nicht mehr wirklich wahrnimmt. Das ist auch gut so, denn wählt ihr nicht einen der unzähligen Wanderwege durch die an den Westhängen der Sierra Nevada Mittelkaliforniens wachsenden Riesen, seht ihr euch mit Massen an via Shuttlebus fortbewegenden BesucherInnen konfrontiert. An dieser Stelle sei auch gesagt, dass der gesamte Sequoia-, wie auch der angrenzende Kings-Canyon-Nationalpark, weitaus größer ist und mehr zu bieten hat, als wir in der kurzen Zeit unseres Aufenthalts dort hätten erkunden können. Wir bewegen uns in diesem Beitrag also vor allem in den Wäldern rund um den bekannten General Sherman Tree. Richtig geplant oder ohne Stress und fernab von Highlight-Tourismus ist das ein wunderschönes Erlebnis.

 

Unterkunft und Basics

Für unseren Ausflug dorthin hatten wir drei Tage Zeit, fuhren am Montagmorgen hin und am Mittwochabend wieder zurück. Wenn ihr euch mehr Zeit nehmen könnt, tut das. Untergekommen sind wir in einem Haus in Three Rivers unweit vom Eingang zum Nationalpark, dass wir zuvor über eine Website gebucht hatten. Direkt am Fluss North Fork Kaweah auch mit Privat-Natur-Schwimmerlebnis vor der Nase nur für uns. Mit Los Angeles als Startpunkt und normalem Verkehrsaufkommen solltet ihr die Strecke inklusive kurzer Pausen in ca. 5 Stunden schaffen.

 

Angekommen haben wir erstmal unsere Füße in den Fluss gesteckt und schön Ausschau nach Rattlesnakes gehalten. Die gibt es dort, in der Regel sind sie aber längst über alle Berge, sobald ein Auto die Einfahrt rauffährt. Insofern nicht panisch werden, wir haben keine gesehen! Aufpassen solltet ihr trotzdem, wenn ihr in der Gegend rumlauft. Nach einer kurzen Pause sind wir noch in den örtlichen Supermarkt einkaufen gefahren. Wenn ihr die Möglichkeit habt und mit Kühlbox reist, geht vorher woanders einkaufen, die Preise sind hier höher als sonst. Da erschöpft von der langen Fahrt und hungrig, sind wir am ersten Abend essen gegangen und zwar ins Ol Buckaroo. Super netter Gastgarten, sehr leckeres (vegetarisches) Essen und selbstgebrautes Bier (Gutes Bier Nr. 2). Zum Bier sei gesagt: In Amerika gutes Bier zu finden ist nicht einfach, das hier war echt der Hammer! 

Mitten im Nirgendwo, die nächsten Nachbarn weit weg, inklusive kleiner spooky Hütte auf unserem Grundstück.
Mitten im Nirgendwo, die nächsten Nachbarn weit weg, inklusive kleiner spooky Hütte auf unserem Grundstück.
Wieder riesen Terrasse mit Blick auf...
Wieder riesen Terrasse mit Blick auf...
...unseren privaten Natur-Pool-Bach.
...unseren privaten Natur-Pool-Bach.
Vom Gastgarten des Ol Buckaroo aus fotografiert.
Vom Gastgarten des Ol Buckaroo aus fotografiert.

Doors of Sequoia

Am nächsten Morgen haben wir uns nach dem Frühstück auf den Weg zum Sequoia Nationalpark gemacht. Wir haben uns bereits im Vorfeld einen „America the Beautiful Pass“ besorgt. Für diesen zahlt ihr einmalig 80 Dollar und habt dann für ein Jahr Zutritt zu allen amerikanischen Nationalparks. Den Preis habt ihr relativ zügig wieder in der Tasche, denn pro Nationalpark zahlt ihr in der Regel zwischen 25-35 Dollar für eine Woche Zutritt. Solltet ihr also mehrere Parks besuchen wollen, legen wir euch diesen Pass sehr ans Herz.

Ungefähr fünf Minuten nach Passieren des Ash Mountain Entrance gelangt ihr zum Foothills Visitor Center. Die MitarbeiterInnen dort geben gerne Auskunft zu allen Fragen und hier kann man auch Tickets für eine Tour durch die Crystal Cave kaufen. Wollten wir ursprünglich machen, waren aber immer zu spät dran. Wenn man nicht schon lange im Voraus reserviert hat, sollte man gegen 8:00 Uhr im Visitor Center sein, um eine Chance auf ein Ticket zu haben. Im Nachhinein sind wir aber nicht traurig es nicht geschafft zu haben, denn unsere Wanderungen waren mindestens genauso schön. Vom Visitor Center fährt man ca. 45 Minuten bis zum Giant Forest Museum, wo sich ein großer Parkplatz befindet.

 

Giants: Die Sequoia-Riesen

Von besagtem Parkplatz fahren die meisten via Shuttlebus zu den berühmten Baumriesen. Wir sind dem Trubel entgangen und haben uns dafür entschieden zu Fuß den Wald zu erforschen. Die kleine Wanderung dauert mit Kind und Pause gute zwei Stunden und endet beim berühmtem General Sherman Tree, dem größten Lebewesen dieser Erde. Begegnet sind wir auf der Route vier Leuten, wir waren also nahezu allein mit den Giants. Einige überstanden in den Jahren ihres Bestehens bereits Waldbrände. Davon zeugen schwarze, rußige Stellen an der Rinde. Andere wachsen still und langsam vor sich hin und schieben sich immer weiter gen Himmel. Auf halber Strecke sind wir zu einem Bergbach gekommen, an dem wir gepicknickt und gekneipt haben, zur Freude unseres Sohnes.

Ich (Sara) fand es schon höchst verwunderlich, dass so wenige Leute sich die Zeit genommen haben um zu Fuß zu gehen. Klar, kann viele Gründe haben, dennoch kam es ein bisschen so rüber, als wollten alle nur den „einen Baum“ sehen. Schade! Die Wanderung zahlt sich definitiv aus und verbindet viel mehr mit dieser atemberaubenden Gegend, als das ein Blick auf den größten Baum der Welt allein tun könnte. Und ganz so stimmt das natürlich auch nicht: Neben dem General Sherman Tree finden sich neben einem angelegten kleinen Rundwanderweg noch andere Baumriesen, bevor es zur Shuttel-Auflese-Haltestelle geht, mit dem wir zugegebener Weise auch zurückgefahren sind.  

 

Danach ging es für uns zurück zu unserem Haus und den Rest des Tages verbrachten wir in unserem privaten „Natur-Swimmigpool“. Den Abend haben wir gemütlich auf der Terrasse ausklingen lassen und wir sind uns ziemlich sicher, dass wir in der Nähe einen Bären brummen gehört haben. Zumindest halten wir es uns so in Erinnerung! Hier sei noch angemerkt: Vergesst nicht Mückenspray einzupacken, die kleinen Blutsauger gibt es dort nämlich zu Hauf.  

Nahe des Parkplatzes in der Nähe des Museums findet man eine wunderschöne Aussichtsplattform.
Nahe des Parkplatzes in der Nähe des Museums findet man eine wunderschöne Aussichtsplattform.
Einer der ersten "Riesen" auf unserer Wanderung.
Einer der ersten "Riesen" auf unserer Wanderung.
Ziemlich irrsinniges Gefühl, wenn man davor steht.
Ziemlich irrsinniges Gefühl, wenn man davor steht.
Gigantische Wurzel.
Gigantische Wurzel.

Tokopah Falls

Am nächsten Tag waren wir noch bis zur Mittagszeit beschäftigt das Haus leerzuräumen und baden zu gehen, bevor wir nochmal in den Nationalpark gefahren sind. Diesmal zum Lodgepole Visitorcenter von dem aus wir unsere zweite Wanderung gestartet haben und zwar zu den Tokopah Falls. Auch diese Wanderung ist locker in unter zwei Stunden machbar, kurz vor dem Ziel muss man ein wenig aufpassen, sofern man mit einem Kleinkind unterwegs ist, da das Gelände etwas unwegsam wird. Ist aber mit Vorsicht locker machbar. Auf dem Weg dorthin vielen unserer Freundin, mit der wir gemeinsam unterwegs waren, Bewegungen im Wald auf. Tatsächlich gibt es auf der Strecke ziemlich viele Murmeltiere, die nicht wirklich schüchtern sind. Wir hatten viel Vergnügen diese lustigen Tiere zu beobachten, vor allem oben bei den Falls. Da war eine ganze Truppe anzutreffen und nicht ohne Grund; die hatten es auf den Proviant der Wanderer abgesehen. Die Falls selbst sind schön anzusehen, mehr beeindruckt hat mich aber der Ausblick von da oben runter und die Strecke an sich.

 

Bären haben wir leider keinen gesehen, vielleicht schaffen wir es ja während unserer Zeit hier nochmal dorthin. Der Sequoia Nationalpark hat seinen ganz eigenen Zauber und lässt einen durch die Baumriesen anders auf die Welt blicken. Hört sich blöd an, ist aber so – hingehen und selbst überzeugen, aber bitte zu Fuß! 

Murmeltiere gibt es auf der Wanderung zu den Falls echt viele.
Murmeltiere gibt es auf der Wanderung zu den Falls echt viele.
Die Tokopah Falls.
Die Tokopah Falls.

Soundtrack #9:

Hier findest du den Sound, der uns begleitet.

 

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