
Die Einreise: Visa und Co
Wer länger als 90 Tage in die Vereinigten Staaten reisen möchte, braucht ein Visum. Ansonsten reicht das Electronic System for Travel Authorization, kurz ESTA. Für beides müssen etwaige Fragen beantwortet werden und im Falle des ESTA bekommt man gegen einen
kleinen Betrag das Einreisedokument.
Für ein Visum läuft es ähnlich ab. Zuerst werden via Internet-Formular persönliche Fragen beantwortet und das erhaltene Dokument ist dann bei der US Botschaft für das Visa-Gespräch mitzunehmen.
Hat man „nur“ ein Besuchervisum (sog. B1 oder B2) beantragt, reicht das ausgefüllte Dokument. Will man aber in den Staaten studieren oder arbeiten braucht man noch ein weiteres Dokument des
Arbeitgebers oder der Bildungseinrichtung, welches per Post als Original aus den USA geschickt werden muss.
Um ein Gespräch bei der US-Botschaft in Wien zu bekommen, muss man auf deren Homepage einfach einen Termin buchen. Aufpassen, das kostet natürlich was!
In der Botschaft angekommen, werden zuerst alle nötigen Dokumente inkl. Reisepass an einem Schalter abgegeben, danach wird darauf gewartet aufgerufen zu werden und ein Gespräch mit der für die Vergabe von Visa zuständigen Person zu führen. Hat alles geklappt, bekommt man den Reisepass inkl. Visum in den darauffolgenden Tagen per Post zugeschickt.
Foto, Foto, Foto
Für die Dokumente braucht man natürlich auch ein Foto. Das hat bestimmte Maße (2x2 inch). Sollte also das gescannte österreichische Passfoto bei der Online Registrierung nicht passen, kann man
entweder ohne Foto das Dokument mit auf die Botschaft nehmen und dort gegen 7 € Fotos machen. Ebenso könnt ihr den Fotografen eures Vertrauens bitten, euch digitale Abzüge eurer Passfotos zu
geben, wenn möglich gleich in den oben genannten Maßen.
Was schieflaufen kann
Jürgen: Beim Ausfüllen der Dokumente ging ich davon aus, dass es reichen würde dies vorerst nur für mich zu tun, da die Visa-Ausstellung für alle ja erst vor Ort in der Botschaft stattfinden
konnte. Kleiner Denkfehler meinerseits und Hint an euch: Natürlich müssen alle, die ein Visum beantragen wollen dieses Formular sozusagen als Anmeldung für die Botschaft ausfüllen. Der nette Herr
am Schalter hat mich höflich darauf hingewiesen und mit Wiener Schmäh erklärt, dass es gut sei, dass ich kein Wissenschaftler bin, sonst wäre es ja peinlich … (ich bin aber einer). Er hat mir
aber auch erklärt, dass man die Dokumente schnell in einem Inet-Cafe ausfüllen und wiederkommen kann. Das ginge aber nur, weil die amerikanische Botschaft in Wien nicht so groß ist, in Frankfurt
beispielsweise würden sie einen wieder nachhause schicken und das hieße dann: Neuen Termin ausmachen.
Sara: Unser Inet-Cafe war die Lobby eines nahegelegenen Hotels, dessen Mitarbeiterin uns wohl den Stress und die blanken Nerven angesehen hat, denn wir durften eine ganze Stunde den
Businessbereich in Beschlag nehmen, um unsere Dokumente auszufüllen und das gratis. Danke dafür! Auch für Kuchen und Stifte für den kleinen Prinzen, der schon sichtlich unzufrieden war. Klar, ist
ja auch alles nicht so super, wenn der Magen knurrt. Danach schnell wieder durch die Sicherheitskontrolle und voila, zu unserem zweiten Date mit dem wohl lockersten Mitarbeiter der amerikanischen
Botschaft in Wien.
Unsere Misere war da aber noch nicht vorbei. Wir lieben es richtig dicke! Weil nicht verheiratet, besitzen Jürgen und der kleine Prinz ein J-Visum, ich aber „nur“ das Tourist-Visum B2. Wären wir
verheiratet, hätte auch ich Anspruch auf ein J-Visum. Achtung, jetzt kommt ein Monstersatz: Nachdem uns sowohl eine Mitarbeiterin des für Jürgens Förderung zuständigen Stipendienamtes, als auch
Mitarbeiter der amerikanischen Botschaft in Wien mit hoher Wahrscheinlichkeit zusagten, problemlos die angegebene Zeit in den Staaten als Familie verbringen und damit auch ohne Probleme einreisen
zu können, gingen wir davon aus, dass das auch so ist. Falsch gedacht! Zwar bekamen wir den Hinweis mit auf den Weg, dass das erst die Beamten bei der Einreise vor Ort entscheiden, man aber
ziemlich sicher sei, dass das in unserem Fall kein Problem darstellen würde. Dachten wir auch, denn Jürgens Zeit als Postdoc an der UCLA ist beschränkt und das geht auch klar aus seinen
Dokumenten hervor. Ebenso reiste ja auch unser gemeinsames Kind mit, was uns Grund genug erschien, dass wir zusammen als Familie nicht ein Jahr getrennt voneinander leben wollen.
Jürgen: Wir wussten, dass B2 Visumhalter meist bis zu 6 Monate, und abhängig von den Behörden vor Ort auch länger, in den Staaten bleiben dürfen. Von Problemen in unserem speziellen Fall hatte aber noch nie jemand was gehört und jeder ging davon aus, dass wir wie geplant von Jänner 2018 - Februar 2019 in den Staaten bleiben dürften.
Einreiseprozedur am Flughafen
Sara: Das Fliegen mit Kind bringt so einige Vorteile: Bei fast jeder Warteschlange wird man vom Personal nach vorne geholt. Im Flugzeug werden Kinder
immer zuvorkommend behandelt, schließlich, das liest und hört man ja momentan überall, ist die Akzeptanz für quengelnde Kinder, besonders in Flugzeugen, nicht gerade hoch. Verstehen wir zwar nur
zum Teil, gibt ja auch andere Probleme auf dieser Welt, aber gut. Glücklicherweise gehört unser Kind zu jenen, die das Fliegen lieben, vor allem dann, wenn es literweise Sprite und einen
Bildschirm mit allen möglichen digitalen Spielarten gibt, die ein Kinderherz glücklich machen. Besonders deshalb, weil es Sprite und TV zuhause natürlich nur in Maßen gibt.
Jürgen: Nach einem großteils entspannten Flug gingen wir nun also der Menge hinterher in Richtung Einreiseschalter. Nachdem die Visastempel sehr schnell in den Pässen von mir und unserem kleinen Prinzen waren, kam Sara dran. Und obwohl wir guter Dinge vor ihm standen, sagte uns der Grenzbeamte, dass er für Sara maximal ein 6-Monats Visum ausstellen könne und sie dann für mindestens ein Monat aus den Staaten reisen müsste, um dann nochmal für 6 Monate einreisen zu dürfen. Das hat uns kalt erwischt. Zweimal 6 Monate mit einer Unterbrechung war für uns nicht drin.
Nachdem wir dem Herren immer und immer wieder erklärt haben, dass das für uns so nicht in Frage käme und es ja völlig klar sei, dass wir als Familie durch vielerlei Hinsichten bedingt (finanziell, sozial und und und), über das Jahr zusammen bleiben wollten, ging es weiter zum nächsten Vorgesetzten.
Also ab in den nächsten Warteraum. Dort erklärten wir dem Beamten erneut, dass wir als Familie zusammen in LA wohnen wollen. Für ein Jahr und nicht länger. Es dauerte wieder 15 Minuten. Wir wiederholten uns und schließlich bekam Sara das Visum für 1 Jahr und keinen Tag länger. An dieser Stelle möchte ich sagen, nicht lockerlassen. Man muss den Beamten klarmachen, dass man das wirklich will und, dass man keine andere Option sieht, dass es wichtig für alle ist usw. Wir sind uns sicher, dass wir nur deswegen das Visum bekommen haben. Sprich, besser darauf vorbereitet sein als wir es waren! Andere Möglichkeiten gibt es natürlich auch: Entweder ihr beansprucht unabhängig voneinander ein Visum, welches mit einer Arbeitsstelle oder einer Ausbildung gerechtfertigt werden kann oder ihr seid verheiratet, dann erhält eure bessere Hälfte automatisch das vom Partner/ der Partnerin abhängige Visum.
Sara: Wir wissen für unseren nächsten längeren Aufenthalt in Amerika; selbst wenn die amerikanische Botschaft in Wien und die Institution hinter einem großen, weltweit agierenden Fördergeber einem gegenüber sagt, man habe in diesem Fall noch nie von Problemen gehört: Do not believe it! Lieber auf Nummer sicher gehen und über einen anderen Weg das Bleiberecht für die gewünschte Zeit geltend machen.
Jetzt aber: Hello LA!
Soundtrack #1
Den Sound, der uns begleitet, findest du hier.
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